Ich werde mir Freunde suchen, die jede Menge Müllmänner kennen, und dann werde ich einen von diesen Müllmännern heiraten. Ja, ein Mann, der mir den ganzen Müll vom Halse schafft, wäre mein allergrößtes Glück.
Oder am besten schmeißt man seine Einkaufstüten gleich in den Mülleimer, ohne Zwischenstation in der Wohnung: Erspart bleiben einem das Schleppen, das Platzieren und Umstrukturieren, das Betrachten, das Bedauern, die einsetzende Gleichgültigkeit, das Abstauben, das Wegpacken in Kisten, das Hoch- oder wieder Runterschleppen, das Verstauen, das Beschriften, das Stapeln und die ächzenden Abstellkammern und Dachböden.
Wie man die Häuser ausstopft, wie tote Tiere, Stück für Stück, und wie die einzelnen Stücke die Seele bedrängeln und misshandeln bei jedem Schritt, den sie tut. Wie rein die Seele meiner Oma sein muss, wie blitzeblank und lose.
Auf ihrem Dachboden kann man noch das Krachen unter seinen eigenen Füßen hören. Es reißt wie Eisschollensplitter durchs ganze Gebälk. Der Dachboden ist eine Tastatur und wir spielen eine Krachsymphonie mit unseren Füßen. Alela, auf diesem Dachboden sind wir Musiker, du und ich, oder unsere Füße, und ich finde, wir ergänzen uns beide sehr gut.
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Nora Wagener